Ohne Buchmarketing kein Erfolg. Wünschst du dir nicht auch raketenhaft hochschießende Verkaufszahlen, Leser wie Sand am Meer und ganz viel Feedback? Zu Beginn meiner eigenen Schriftstellerkarriere dachte ich noch ganz naiv, dass es reicht, einen guten Roman zu schreiben. Doch was nützt das beste Buch, wenn niemand von ihm hört?
Sobald du das begriffen hast, hat dein Tag einfach zu wenige Stunden. Jetzt gilt es nämlich, den Spagat zwischen dem Schreiben des nächsten Buches, Marketing und PR hinzukriegen und deine Sehnen dabei nicht zu überdehnen. Denn anders als eine Werbeagentur oder ein Verlag bist du ja immer noch in erster Linie Autor, und deine Marketingaktivitäten sollen dich unterstützen, nicht vom nächsten Buch abhalten. Wie das geht? Genau das sehen wir uns jetzt genauer an.
Inhalt
Buchmarketing muss jeder machen
In der Theorie klingt der Weg zu Ruhm und Fans sehr einfach. Du schlüpfst unter die Fittiche eines bekannten Publikumsverlags, in den Buchhandlungen stapelt man deinen Roman an den prominentesten Stellen, und Presse und Blogger rennen dir die Türe ein. So geht es leider nicht einmal allen Autoren, die tatsächlich bei einem großen Verlag unterkommen. Wenn du nicht gerade Fitzek oder Dan Brown heißt, muss du dein Marketing selbst in die Hand nehmen, und sogar die tun noch genug dafür.
Ich bin kein Marketing-Guru, und hätte ich den Stein der Weisen bereits gefunden, stünden meine Romane schon auf den Bestsellerlisten von Spiegel und New York Times. Dort wirst übrigens auch du nicht landen, wenn weder du noch ein Verlag Geld in die Hand nehmen. Hinter Bestsellern steckt leider nicht immer Können, sondern sehr viel Geld. Geld ist nun aber gerade das, was wir am Anfang unserer Autorenkarriere oft nicht haben, also müssen wir es mit es mit einem anderen, ebenso wertvollen Gut kompensieren: mit unserer Zeit. Und gerade hier liegt die Falle für uns werbeunerfahrene Autoren. Die allergrößte Gefahr besteht nämlich darin, uns beim Buchmarketing sinnlos zu verzetteln.
Ohne Marke kannst du nichts effizient vermarkten
Ja, ich weiß, du hast so viele Ideen und willst dich nicht festlegen lassen. Sich auszuprobieren ist ja eine der schönen Seiten an der Schriftstellerei. Wir können jeden Tag etwas anderes sein, in andere Welten tauchen, und außer der Notwendigkeit zu schlafen und unsere Miete zu zahlen, sind uns kaum Grenzen gesetzt. Nur beim Buchmarketing wird es dann unglaublich schwierig.
Wie willst du etwas bekannt machen, wenn du selbst nicht weißt, wofür du stehst? Was meinst du, wie viele Leute hellhörig werden, wenn du erst einmal eine Viertelstunde drum herumredest, was du denn nun eigentlich schreibst? Du glaubst mir nicht? Ich könnte dir jetzt etwas vom ersten Eindruck und von der durchschnittlichen Aufmerksamkeitsspanne von maximal drei Sekunden erzählen. Beim ersten Kontakt wollen wir genau eines wissen: Ist das etwas für mich oder nicht? Beide Antworten sind gut, denn sie sparen dir leere Kilometer.
Leser wollen sofort wissen, wofür du stehst
Beobachte einmal wirklich erfolgreiche Schriftsteller. Die beten mantraartig die immer selben Themen herunter. Wenn sie es gut machen, erkennst du an ihren Social-Media-Beiträgen sofort, wer da postet, auch ohne den Namen zu sehen. Auf den Buchmessen und in Vorträgen nahm ich diejenigen Kollegen unter die Lupe, die bereits aus ihrem früheren Leben Werbe- oder PR-Erfahrung hatten. Und weißt du, was ich entdeckte?
Nein, es reichte nicht einfach der Pitch, obwohl auch der immens wichtig ist. Es waren ganz bestimmte Wörter, mit denen sie die Atmosphäre einfingen und ihre Zielgruppe punktgenau abholten. Wörter, die auf den ersten Blick sogar ziemlich unspektakulär wirkten, die aber die richtigen Leute genau in der Seele trafen. Die Bilder im Kopf erzeugten.
Wer soll dein Buch lesen?
Um solche Sätze zu finden, musst du deine Zielgruppe genauso gut kennen wie deine Bücher. Und spätestens jetzt dürfte klar werden, dass du gar nicht alle Leser erreichen kannst. Kunst- und verschwörungsaffine Thrillerfans mit einer Vorliebe für die großen Fragen der Menschheit wissen, dass sie bei Dan Brown richtig liegen. Nur wer Horror sucht, wird zu Stephen King greifen, und bei Nicholas Sparks weiß man, dass man herzergreifende Lovestorys bekommt und obendrein eine Hunderterpackung Taschentücher braucht.
Mir persönlich ist vollkommen egal, ob ein neuer King oder ein neuer Fitzek erscheint, ich habe weder den einen noch den anderen gelesen, während ich bei Dan Brown hellhörig werde. Vergiss vorerst auch die Einteilung nach Geschlecht, Region oder Alter. Was gefällt deinen Lesern? Damit köderst du sie. Und das wird das Motto deines kompletten Auftritts.
Besetze eine Nische
Das geschieht nicht über Nacht, dafür musst du unzählige Beiträge posten. Es hilft dir aber, einem roten Faden zu folgen, und erleichtert dir auch die Planung deines Contents. Wenn du auf meine Autorenseite bei Facebook gehst, wirst du sehen, dass alles in irgendeiner Form mit dem Thema Helden zu tun hat. Es ist ein stark wertebasierter Auftritt, weil ich genau dafür stehe. Für starke Charaktere mit Ehre und Edelmut im Leib, keine hirnlosen Haudegen. Und nicht umsonst lautet der Untertitel meiner Autorenwebsite »In love with heroes«.
Wenn ich nun meine Timelines in den Social Media scanne, erkenne ich sofort, ob ein Zitat oder ein Artikel zu meinem Auftritt passt oder nicht. In jedem Post, in jedem Kommentar achte ich darauf, ob er sich in mein Thema fügt. Du musst nicht zu allem und jedem deinen Senf dazugeben, du kannst auch zu etwas schweigen. Auch und gerade das ist Imagebildung und Marketing. Und Zeit spart es obendrein. 😉
Buchmarketing ja, doch bitte nicht verzetteln
Auch ich habe viel zu viel Zeit auf Social Media verplempert. Das Fiese ist ja, dass es großen Spaß macht und uns zu kommunizieren erlaubt, ohne unseren heiß geliebten Schreibtisch zu verlassen. Doch gerade wenn du Social Media für dein Marketing verwendest – und sie sind nun einmal preiswerte und effiziente Kanäle – solltest du dein Zeitbudget im Auge behalten.
Apropos Kanäle. Du musst nicht jeden Kanal bespielen, sondern die für dich richtigen, auf denen du dich wohlfühlst. Und wenn hundertmal Live-Videos die Reichweite erhöhen, mich kosten sie mit Schminken und dem Aufbau der Studio-Leuchten einfach zu viel Zeit. Mit Videoschnitt spiele ich mich nur für Onlinekurse herum, also ist auch ein Youtube-Kanal für mich nicht geeignet. Und Podcasts scheitern schon daran, dass ich mir beim reinen Hören nichts merke und deshalb diesem Medium rein gar nichts abgewinnen kann.
Wähle dir einen oder zwei Hauptkanäle und für die arbeite dir einen Content- und Redaktionsplan aus. Meiner Erfahrung nach hilft es enorm, einmal im Monat eine Contentwoche einzulegen. Zitate und dergleichen kannst du geballt erstellen und für einige Wochen programmieren. Das gibt dir ein gutes Gerüst, und du füllst nur mehr die Lücken mit spontanen Posts auf.
Content findest du in deinem Motto und in deinen Büchern
Die Finalkorrekturen meiner Bücher lese ich mit dem Leuchtstift in der Hand. Markiere dir alle Sätze, die Zitatqualität haben, und bereite sie anschließend ansprechend auf. Das funktioniert in einem Aufwasch mit der letzten Überarbeitung und einem zusätzlichen Tag für die visuelle Gestaltung.
Streue ab und zu Textschnipsel von Works in progress ein, um Leser auf dein nächstes Buch neugierig zu machen. Das birgt auch einen sehr nützlichen Nebeneffekt: Sobald der Text in einem anderen Medium steht, siehst du sofort, wo er noch hakt oder du ungeschickt formuliert hast. Nicht nur eine Überarbeitung habe ich zunächst auf Facebook gemacht. 😉
Schnipsel funktionieren auch wesentlich besser als platte Werbung, auf deiner Seite ebenso wie in Gruppen. Marketing sollte nämlich dir und deinen Lesern Freude bereiten. Machen Anzeigen Freude? Die Antwort kannst du dir sicher selbst geben. Interaktion macht Spaß, mit deinen Lesern zu plaudern, ihnen Fragen zu stellen und sie mitraten zu lassen.
Buchmarketing mit Bloggern
Bloggerrelations brauchen sehr viel Zeit, immerhin gilt es zuerst, einen gute Beziehung aufzubauen. Bedenke, dass es immer ein Geben und Nehmen ist. Ein Blogger ist kein Automat, in den du eine Münze wirfst und der dafür Gewehr bei Fuß steht. Mit einem echten Partner – und das sind gute Blogger – wechselst du viele Nachrichten, schmiedest Pläne und du lieferst ihm guten Content. Sie begleiten deine Bücher, unterstützen dich mit Aktionen und Rezensionen und du bekommst schöne Links für deine Website. Meine Figureninterviews entstanden alle in Zusammenarbeit mit Bloggern.
Tust du dich im Privatleben mit irgendeinem Partner zusammen? Ich hoffe doch nicht. Warum solltest du es dann beim Buchmarketing tun? Überlege dir, welche Ansprüche du stellst, welche Zielgruppe die Blogger ansprechen und was sie gerne lesen. Deine Lovestory oder deinen Fantasyroman wirst du nicht wirklich auf einem Thrillerblog unterbringen. Und wenn doch, erreicht du damit sicher nicht die Leser, auf die es dir wirklich ankommt und die dein Buch kaufen und genießen werden.
Zeitintensiv, aber gewinnbringend: Challenges
Diese Form des Marketings ist noch zeitintensiver als die Zusammenarbeit mit Bloggern. Mit Figurenchallenges machst du vor allem deinen bestehenden Fans ein Geschenk, doch wenn du es geschickt anstellst, kannst du auch neue dazugewinnen. Das setzt allerdings voraus, dass du keine platten, klischeehaften Figuren schreibst, sondern komplexe, interessante Charaktere.
Aus zeitökonomischen Gründen müsste ich dir dringend von Figurenchallenges abraten, dennoch liebe ich sie. Als reines Marketinginstrument stehen die Kosten (deine Zeit) in keinem Verhältnis zu den Verkäufen. Schreibtechnisch gesehen liegt in ihnen jedoch eine riesengroße Chance.
Oft beantwortest du in Challenges Fragen, um die du dich in deinem Roman oder den Backstorys gerne drückst, die die Figur aber rund machen. Vieles davon wirst du in deinem Roman wahrscheinlich gar nicht erwähnen, doch du kannst durch diese Challengefragen ein sehr gutes Gespür für deine Charaktere entwickeln. Wenn du andere Antworten mitliest und zu dir selbst ehrlich bist, merkst du auch, wo deine Figuren noch oberflächlich sind und du sie tiefer anbohren könntest.
Und damit schließt sich der Kreis. Buchmarketing ist im Idealfall keine Extrameile, sondern befruchtet dein Schreiben und deine Romane. Es hilft dir bei der Wahl deiner Stoffe, bei der Ausarbeitung deiner Figuren und beim wirkungsvollen Schreiben. Sobald dein Budget es zulässt, kannst du natürlich auch mit Agenturen zusammenarbeiten, die auf Buchmarketing spezialisiert sind, oder Anzeigen schalten. Ich selbst arbeitete bei der Schärfung meiner Marke mit einem Profi zusammen, die mir die richtigen Fragen stellte, und auch das kostete viel Zeit und Schweiß. Gib dein Buchmarketing aber nie zu 100 % aus der Hand. Es wäre schade um den Input für deine Romane. Denn nicht zuletzt gilt für das Marketing dasselbe wie für dein Schreiben:
Don’t tell – make them feel!
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