Nimmst du gerne an Challenges in den Social Media teil? Sie kosten unglaublich viel Zeit und haben aus marketingtechnischen Gesichtspunkten ihren Zenit vermutlich schon überschritten. Der Algorithmus macht uns beim Ausspielen der Beiträge das Leben nämlich schwer, aber trotzdem kann sich die Teilnahme für dich lohnen. Du musst nur wissen, warum und wie du dabei mitmachst.

Content, Content, Content

Weißt du oft nicht, was du posten sollst? Challenges sind zunächst eine sehr gute Inspirationsquelle, Content für deinen Kanal zu erstellen. Interessieren deine Fans Katzenbilder, Foodporn, reine Befindlichkeitstexte von dir wirklich? Suchen sie auf deiner Seite Selbstinszenierung? Oder doch eher Hintergrundinfos, Bonusszenen und Einblicke in deine Romanwelt? Mit Challenges hast du die Chance, ihnen Mehrwert zu geben.

Allerdings ist das mit einem knapp hingerotzten Dreizeiler wohl nicht getan. Das Erlebnis steht im Vordergrund, und zwar das Erlebnis deiner Leser. Kleide deine Antworten in ein Setting, das sie mit auf die Reise nimmt.

Wähle die Challenge schlau aus, sonst verlierst du wertvolle Schreibzeit

Dass aufwändige Posts entsprechend Zeit kosten, liegt auf der Hand. Wahrscheinlich könntest du das ganze Jahr bei irgendeiner mitmachen, aber bringt sie dir und deinen Fans auch etwas? Die Fragen werden meist vorab veröffentlicht, also überlege dir genau, ob du für sie das Schreiben deines Romans hintanstellen willst.

Gerade ist wieder eine Challenge auf Facebook und Instagram zu Ende gegangen. Characters of September, meine Lieblingschallenge. Normalerweise für mich Pflichtprogramm, doch heuer sind die Karten bei mir anders gemischt. Zeit ist heuer für mich ein sehr knappes Gut, und ich war schon versucht, dieses Jahr zu passen.

Welchen Gewinn bringt die Challenge deinem Roman?

Warum ich es nicht tat? Sicher, die Romane im Gespräch zu halten, ist immer eine gute Idee. Allerdings gibt es noch andere Vorteile als Sichtbarkeit und Marketing. Gerade wenn Figuren im Spiel sind, kannst du ihnen im Zuge von Challenges unglaubliche Tiefe verleihen. Genau das ist der Grund, warum ich doch wieder mitmachte.

Ich schreibe gerade am dritten Marchese-Band, und wie so oft habe ich manche Figuren schon sehr gut ausgearbeitet, andere sind erst skizziert. Mit einem Charakter-Blatt kommt man zwar ein gutes Stück weiter, doch das hat auch viel von einem Reißbrett, die Figuren leben noch nicht. In Challenges kann sich das ändern.

Schicke die Figur in die Challenge, an der du noch arbeiten möchtest

Ich habe mittlerweile eine Menge Figuren geschaffen, mit der ich solche Events einfach, schnell, bequem und erlebnisreich bestreiten könnte. Ich müsste nur den Marchese oder Julian ins Rennen schicken, und die Antworten schrieben sich fast von selbst. Doch ich entschied mich diesmal für Federigo, der mir bisher nur als wichtige Nebenfigur geriet, vom Plot her aber eigentlich eine Hauptfigur sein müsste.

Durch das Beantworten der Fragen – wohlüberlegt, nicht husch, husch hingeworfen! – taten sich völlig neue Facetten für mich auf. Nicht nur Charakterzüge der Figur, sondern auch Ideen, eine Szene aufzulösen, an der ich schon seit einiger Zeit hänge. Überraschende Wendungen, auf die man durchs reine Planen nicht so leicht kommt. Weil Fühlen eben doch ganz anders ist als der reine Verstand.

Weiche den Fragen nicht aus

Zugegeben, manche Fragen sind schwierig zu beantworten, weil die Ersteller der Challenges einen ganz anderen Hintergrund haben, als du für deinen Roman  vorgesehen hast. Und ja, einige dieser Fragen würde deine Figur niemals beantworten. Doch gib darauf Acht, wie sie ihnen ausweicht. Aggressiv? Verbindlich? Redet sie drum herum? Glaubt sie, dass man ihr beim Ausweichen nicht auf die Schliche kommt und sie alle ganz einfach um den Finger wickeln kann?

Spoileralarm ist übrigens nicht die raffinierste Ausrede, um dich vor einer Antwort zu drücken. Du kannst den meisten Fragen auch noch eine andere Seite abgewinnen, und schließlich geht es ja auch darum, deine Figur komplexer zu gestalten. Der einfachste Weg führt dich nicht am schnellsten zum Ziel.

Sei interaktiv

Natürlich kannst du die Challenge alleine durchziehen und die Beiträge nur auf deiner Seite veröffentlichen. Wenn es dir nur um Content geht, hättest du damit dein Ziel erreicht. Dann sammelst du deine Likes, Herzen oder diverse Emojis, aber in der kurzlebigen Social-Media-Welt verpuffen deine Beiträge schneller, als du sie geschrieben hast.

Ich stelle mich solchen Aufgaben daher grundsätzlich gemeinsam mit den Mitgliedern im Cercle, meiner Facebookgruppe, die ich genau für Spiel, Erlebnis und Flow betreibe. Weil gerade Schreiben mit Klasse ein Abenteuer sein soll und darf. Wir kommentieren die anderen Antworten als unsere Figuren, und so machst du erst richtig auf den Charakter der deinen aufmerksam.

Du bekommst noch mehr Input

Durch deine Figuren mit anderen zu sprechen, nützt dir nicht nur, weil du sie damit vorstellst und einer größeren Gruppe bekannt machst. Wenn du mit fremden Figuren aus fremden Settings kommunizierst, verraten dir deine Figuren ganz viel über sich selbst. Weil du dann nämlich teilweise die Zügel aus der Hand geben musst, du kannst dir den Rahmen nicht so zurechtbasteln, wie du es brauchst, um sie strahlen zu lassen. Du und deine Figuren müssen da durch, und erst in schwierigen Situationen zeigt sich der wahre Charakter.

Du lernst sehr viel über Gruppendynamik. Nicht auf einer theoretischen Basis, sondern wie deine Figur mit anderen Mitspielern umgeht. Nicht, weil es am besten in den Plot passt, sondern weil deine Charaktere auf eine bestimmte Art ticken. Auf diese Weise wird dein Roman aufregend und bunt, denn dann unterscheiden sich deine Figuren auch in ihrer Kommunikation voneinander.

Reine Selbstdarstellung geht nach hinten los

Was machst du aber mit Teilnehmern, die in den Gruppen ihre Texte abwerfen und an den anderen Beiträgen gar nicht interessiert sind? Ein paar Tage zuschauen, dann ignorieren. Verzettle dich nicht da, wo jemand nur nehmen, aber nicht geben will. Ich spendiere in solchen Fällen nicht einmal mehr ein Like, weil Werbung und Selbstdarstellung nicht das Ziel von solchen Schreibgruppen sind. Mich verliert man als Leserin auf diese Weise für den potenziell besten Roman.

Aber kann es überhaupt der Beste werden, wenn du nur in deinem eigenen Saft schmorst? Schreiben ist keineswegs ein einsames Geschäft, Schreiben lebt vom niveau- und lustvollen Austausch. Von der gegenseitigen Bereicherung, und dafür sind gemeinsam bestrittene Challenges hervorragend geeignet.

In diesem Sinne, wenn du wieder wo eine entdeckst, überlege dir, ob sie dir Spaß macht und dich bei deinem Roman voranbringen kann. Und wenn ja, stürze dich hinein ins Abenteuer, spiele, schreibe und hab unbändigen Spaß!

Don’t tell – make them feel!

Deine Barbara