Arbeitest du schon seit Längerem an deinem Romanprojekt oder kommst du beim jetzigen einfach nicht mehr so in den Schreibflow wie bei den vorangegangenen? Woran liegt es, dass sich der erste Roman oder die ersten Szenen oft wie von selbst schreiben, irgendwann aber das Schreiben nur mehr schleppend vorangeht? Schreiben im Flow, ist das nicht genau das, was so aufregend ist und wir so lieben, dass wir es unbedingt wieder haben wollen?

Schreiben sollte ein Abenteuer sein, keine Qual

Ich kenne das von meinen eigenen Romanen und höre es auch immer öfter im Cercle, meiner Schreibcoachinggruppe. Irgendwann erwischt jeden diese Phase. Manchmal entwickelt sie sich zu einer regelrechten Schreibblockade, ein anderes Mal zwingst du dich, gegen dein schlechtes Gewissen anzuschreiben, weil du doch professionell sein und deinen Roman nicht aufgeben möchtest. Du bist aber nicht unprofessionell, wenn du dir einmal eine Pause gönnst.

In jedem arbeitsrechtlich abgesicherten Job hast du Anspruch auf Urlaub, also erlaube ihn dir auch einmal vom Schreiben. So wie du voll Energie und neuen Eindrücken vom Urlaub zurückkommst, so kann auch eine gewisse Auszeit deine Schreibbatterien neu laden und sogar für neue Einfälle und Inspirationen sorgen. Und mit den Einfällen kommt auch wieder der Flow, denn dann musst du nicht schreiben, sondern willst es.

Müssen, können, dürfen, sollen? Nur zwei davon erzeugen den Schreibflow

Verstehe mich richtig, ich plädiere nicht dafür zu warten, bis die Muse dich küsst. Musen sind ein bisschen zickig, sie wollen hofiert werden. Aber dich vollkommen ausgepowert zum Schreiben zu zwingen, hilft weder dir noch deiner Muse. Müssen liest man sehr oft in Schreibratgebern oder auf Schreibblogs, und ich bekenne es frei heraus, auch ich ging ihnen auf den Leim.

Mindestens 1000 Wörter am Tag, sonst ist man kein Profi. NaNoWriMo, hau mindestens 50000 Wörter in einem Monat in die Tasten. Was willst du eigentlich? Qualität oder Quantität, Zwang oder Spiel?

Hemmt Wissen den Schreibflow?

Ich traue mich wetten, dass du dich für das Spiel entschieden hast. Aber wie sieht es mit der anderen Frage aus? Bei meinem ersten Roman wusste ich noch sehr wenig, da tobte ich mich in der Geschichte und mit meinen Figuren aus. Ja, es ging leichter, aber ich sehe auch die Anfängermängel. Heute weiß ich viel mehr und würde einiges anders schreiben und noch mehr in die Tiefe gehen.

Also kippte ich ins andere Extrem. Ich zog mir Regeln und Wissen rein und ging analytisch an die Sache heran. Ich plottete, was ich beim ersten Roman nicht getan hatte. Dadurch schrieb ich nur mehr aus dem Kopf heraus, aus dem Verstand, und dort ist der Flow ganz bestimmt nicht zu Hause. Figuren am Reißbrett entworfen fehlt das Wichtigste überhaupt, nämlich das Leben, die Seele.

Das Werkzeug ist das Mittel, nicht der Zweck

Trotzdem möchte ich das Werkzeug nicht missen. Wenn du auf eine Abenteuertour gehst, packst du doch auch deinen Rucksack, ziehst dir solide Schuhe an und trappelst nicht mit frisch lackierten Zehennägeln und Riemchensandalen ins Gebirge. Du bereitest dich in groben Zügen auf deine Tour vor. In welche Richtung soll es ungefähr gehen, was willst du auf jeden Fall sehen? Geht es dir eher um die Landschaft, um Begegnungen oder um das Alleinsein mit dir selbst?

Betrachte dein Romankonzept nicht als Fessel, sondern als grobes Gerüst. Es soll dir Sicherheit geben, Orientierung, es ist die Landkarte, die du für alle Fälle in der Tasche hast. Wenn du noch kein Romankonzept erstellt hast, zeige ich dir im Masterplan, wie du dazu kommst. Zu einem, das dich nicht einengt, sondern dir den Raum für Spaß, Abenteuer und Flow gibt.

Führen Schreibtechniken zum Perfektionismus und killen den Schreibflow?

Okay, ich gebe es zu, darüber habe ich selbst in letzter Zeit immer öfter nachgedacht. Je mehr ich wusste, desto schwieriger wurde es. Doch nicht, weil die Techniken schlecht oder gar überflüssig wären, sondern weil mein Perfektionismus übernahm. Weil ich die Technik manchmal über den Inhalt stellte. Entweder – oder, was für ein fataler Trugschluss!

Wenn du in eine Steilwand kletterst, haust du ein Steigeisen in den Fels und klebst nicht ein Post-it dran. Wenn du einen Roadtrip durch die USA machst, füllst du die Kanister mit Wasser und Benzin, nicht mit Champagner. Du setzt die Mittel ein, die dir dein Abenteuer ermöglichen.

Der Inhalt erzeugt den Flow und der Inhalt soll wirken

In allererster Linie schreibst du für dich selbst und aus Lust an deiner Geschichte. Weil du dein Projekt und deine Figuren liebst und für sie brennst. Die Schreibtechniken brauchst du nicht, weil irgendein Lektor oder Ratgeber dir vorkaut, was du tun musst. Bring Adjektive um, vermeide Wiederholungen, pass auf die Inquit-Formeln auf, wende diese oder jene Regel an – wenn ich das schon höre! Die meisten haben noch nicht einmal eine Rhetorikschulung genossen und hängen sich an geistlosen Regeln auf, ohne die Wirkmacht rhetorischer Figuren zu kennen.

Um die Wirkung geht es nämlich. Darum, deine Geschichte so zu vermitteln, wie du sie in deinem Kopf hast. Dieses aufregende Prickeln auch in die Köpfe anderer zu zaubern. Schreibtechniken sind dein Instrument, nütze es souverän, aber lass dich davon nicht versklaven.

Was brauchst du unbedingt für den Schreibflow?

Wenn ich in meinen Kursen oder im Coaching mit anderen an ihren Romanen arbeite, achte ich auf drei Sachen:

  1. Es muss ein Herzensprojekt sein. Eines, für das du wirklich brennst.
  2. Die Figuren sind das Um und Auf, sie sind sehr oft ein ganz starkes, vielleicht sogar dein stärkstes Warum. Üblicherweise lieben Autorinnen ihre Figuren, und gemeinsam bringen wir sie  zum Leben.
  3. Atmosphäre und Fühlen. Auch du hast höchstwahrscheinlich ein Gefühl für deine Figuren, für deine Schauplätze und die ganze Geschichte. Und ich setze alles daran, dass man beim Lesen diese Atmosphäre auch spürt.

Was erzeugt nun also den Schreibflow?

Das Eintauchen und Fühlen. Das Leben und Spielen mit deinen Figuren und in deiner Geschichte. Der Rest ist Ausrüstung und Werkzeug. Also fülle deine Kanister und leg los!

Don’t tell – make them feel!

Deine Barbara

PS: Wenn du meine Unterstützung willst, um wieder in den Schreibflow zu kommen, hast du dafür mehrere Möglichkeiten:
Werde Teil der Aventiure-Community, abonniere die Schreibtipps für Inspirationen und Motivationsschübe und hol dir dein Einstandsgeschenk. Wenn du die Sicherheit eines Romankonzepts genießen willst, zeige ich dir im Masterplan, wie du dir dein ganz individuelles Romankonzept erstellst. Deine Roadmap to Flow. Und wenn du ganz konkrete Fragen hast, es an bestimmten Punkten hakt, du nicht weiter weißt und mich dein Projekt fesselt, dann kommt für dich möglicherweise auch einer der stark limitierten VIP- oder Premium-Coaching-Plätze infrage.